Prosa

Beim zweiten Anlauf in den AUTORiKA-Wettbewerb hat es meine Geschichte „Und es geschah in der Nacht“ doch tatsächlich ins Buch „Von einem, der auszog, mit Bildern zu schreiben“ und auf CD „Wortadella“geschafft.

AUTORiKA

Das Ganze nannte sich Nominierung. Na ja, und als einmalige Meisterin beim „Wortgefecht“ habe ich (nicht nur dafür) einen Protest-Song kreiert, diesen „Karlsruher Baustelle-Rap“, nicht reinrassig zwar, aber dafür alles andere als wortkarg.

Vielen Dank an Kai Ahnung, der das Video aufgenommen und geschnitten hat.

Und hier noch 2 kurze Texte:

Und es geschah in der Nacht

Es ist eine jener lauen Nächte Italiens, in der man sich unruhig von links nach rechts wälzt, letzte Spuren südlicher Mittagssonne auf der heißen Haut, glühend rot – suchend, findend, den kühlenden Baumwollstoff fest eingeklemmt im Schlaf, zipfelartig zerknittert – konfuse Berglandschaft einer Zudecke zwischen den Beinen. Ein leises Lüftchen weht in das Schlafzimmer unseres Ferienhauses. Lavendelduft dringt aus dem Garten, mischt sich eigenwillig mit dem Geruch von antikem Holz.

Urlaub. Endlich wieder da! Koffer packen, Tunnels, Staus, Haarnadelkurven – alles hinter uns gelassen, die ganze, schier endlose Autofahrt von Karlsruhe nach San Lorenzo für ein Paradies, eine zweite Heimat. Das nämlich ist es für uns, und jedes Jahr ein Wiedersehn mit dem Domizil meiner Tante. Denn eigentlich gehört es ihr.

Ein Stück himmlische Ruhe, Abgeschiedenheit, Gartenidylle – und rundherum nichts als der traumhaft weite Blick aufs Meer, hoch oben auf dem Berg, inmitten von Wiesen, Pinienbäumen und Zypressen – es ist alles so vertraut, man weiß, was einen erwartet...

Doch dann passiert etwas, für das man bis heute keine Erklärung hat. Eine wahre Geschichte.

Das Lächeln von Lisa

Zahnarztstühle sind alle gleich. Man kann sie auf und ab fahren lassen und das Kopfteil verstellen je nach Behandlung und Größe des Patienten. Denis misst ein Meter zweiundsiebzig. Er ist nicht unbedingt schlank. Mit seinem weißen Papierlätzchen sieht er fast aus wie ein großer Junge mit Pausbacken. Dabei wird er nächsten Monat achtundzwanzig. Die wilde Haarmähne hat er zu einem pfiffigen, blonden Schwanz gebändigt, der momentan kaum auffällt unter Lisas aufmerksamen Blicken. Er hält die Augen geschlossen, erträgt geduldig dieses endlose Ziepen und Zischen in seinem Mund, aus dem beim Ausspülen eine Suppe aus blutig braunen Stücken rinnt. Zahnreinigung. Die müsste jedes halbe Jahr sein, hat sie behauptet. Ja, und nicht nur das. Sie hat mit ihrem Mann geredet. Sie will sich von ihm trennen und bei Denis einziehen.

Lisa ist seit drei Jahren Arzthelferin bei Dr. Wieland. Und fast so lange sind sie schon ein Paar. Ein heimliches Paar. Denn Lisa ist verheiratet. Sie ist eine jener wenigen Frauen mit dieser ganz bestimmten Aura, die ihn unweigerlich anzieht: Eine Frau, die weiß, was sie will…

Eine Kurzgeschichte mit mysteriösem Ausgang. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig.